Radierung, hellgrau laviert, auf Papier.
17,8 × 21,7 cm (20,4 × 24,5 cm)
(7 × 8 ½ in. (8 × 9 ⅝ in.)).
Werkverzeichnis: Rave 478.
Überarbeiteter Probeabzug vor der Tönung in Aquatinta.
[3100]
Walter Bauer, Fulda (seitdem in Familienbesitz)
Deutsche Zeichenkunst aus zwei Jahrhunderten. 1760 bis 1960. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik aus der Sammlung W.B. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, 1967, Kat.-Nr. 7
In der „Romanischen Ruine“ von 1826 entwirft Carl Blechen eine kleine, doch intellektuell dichte Meditation über Geschichte, Wahrnehmung und Natur. Die Radierung – ein früher Probedruck vor der Aquatinta-Tönung – zeigt eine verfallene Rundbogenarchitektur, halb überwachsen, halb noch als Bauform erkennbar. Das Werk markiert den Moment, in dem Blechen den romantischen Blick auf das Vergangene in ein experimentelles Denken über Form und Wirklichkeit verwandelt.
Im Zentrum der Szene steht, fast beiläufig, eine Kuh. Dieses unscheinbare Detail ist entscheidend. Sie durchbricht die historische Aura des Motivs und lenkt den Blick auf das Gegenwärtige. Wo der Mensch abwesend bleibt, tritt das Tier als lebendige Konstante auf – als Symbol für das unaufhaltsame Fortbestehen der Natur. In der Spannung zwischen Ruine und Kreatur wird sichtbar, was Blechen von der älteren Romantik trennt: Er ersetzt metaphysische Ergriffenheit durch eine rationale Anschauung der Welt.
Das Hell-Dunkel des Blattes zeigt Blechens Suche nach einer „optischen Logik“, wie sie später seine Ölskizzen auszeichnen sollte. Licht ist hier nicht Stimmung, sondern Struktur, fast ein physikalischer Zustand. Der Stein zerfällt, die Linien vibrieren, und doch bleibt die Komposition exakt kalkuliert – ein grafisches Experiment, das Naturbeobachtung mit geistiger Analyse verbindet.
Blechen nutzt die Mittel der Radierung mit stupender Sensibilität. Die hellgraue Lavierung modelliert Licht und Schatten nicht als atmosphärische Stimmung, sondern als Struktur des Verfalls. Die Ruine wird hier zur Metapher für die historische Erosion der Form – eine Thematik, die Blechen in seiner Druckgrafik besonders reflektiert. In der „Romanischen Ruine“ steigert sich dieses Ringen zur bildnerischen Idee: Der Stein verliert seine Festigkeit, die Architektur wird zur gezeichneten Erinnerung. Der Probedruck, noch ohne die dämpfende Tönung, legt den analytischen Charakter der Komposition offen – das Werk ist weniger Landschaft als Denkfigur, ein Versuch über das Sehen selbst. Blechen, der bald nach Italien reisen sollte, zeigt hier schon das, was sein Werk auszeichnet: die Ahnung von Modernität im scheinbar Altväterischen. Kilian Heck
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